Arbeit 4.0 – Arbeitsmarkt in Bewegung

Die Digitalisierung bringt den Arbeitsmarkt in Bewegung: Berufsbilder und Anforderungen am Arbeitsplatz verändern sich, neue Tätigkeiten entstehen. Arbeitsmarktexperten prognostizieren: Die Digitalisierung führt dazu, dass sich Tätigkeiten verändern oder gänzlich ersetzt werden. Zugleich werden neue Arbeitsplätze in Produktion und Dienstleistung entstehen. Der Wandel ist bereits in vollem Gange. Worauf müssen sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vorbereiten?

Über diese Frage diskutierten im November Ministerpräsidentin Malu Dreyer, stellvertretende Vorsitzende der ZIRP, Heidrun Schulz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit und Claudia Aßelmeyer, Head of HR Marketing bei der Schott AG in den Mainzer Stadtwerken.

Wandel der Arbeit – was bedeutet das? Schon heute zeichnen sich die Effekte von Internationalisierung und technologischem Wandel ab. In vielen Unternehmen ist der Mangel an Fachkräften spürbar, der demografsche Wandel führt zu einer durchschnittlich älteren Belegschaft.
„Die Digitalisierung kommt mit Macht und sie wird unser Jahrhundert bestimmen. Die Branchen, die die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz prägen, werden betroffen sein und im besten Fall sollen sie teilhaben an der Arbeitswelt der Zukunft“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

„Es ist mein Ziel, dass diese Branchen durch den digitalen Wandel international wettbewerbsfähig bleiben und attraktive Arbeitgeber für qualifzierte Fachkräfte.“

Nicht Abbau, sondern Wandel der Arbeitsplätze

Ländliche Regionen und industrielle Kerne – das gehört in Rheinland-Pfalz zusammen. Darauf bezieht sich Heidrun Schulz, wenn sie von Ängsten vor dem technologischen Wandel spricht. Die Vorsitzende der Geschäfts- führung der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundes- agentur für Arbeit sieht ebenso große Chancen:

„Dass bestehende Aufgaben und Arbeitsfelder ersetzt werden könnten, ist kein zwingender Indikator für Arbeitsplatzaufau, sondern für Arbeitsplatzwandel. Tätigkeiten und Berufsbilder verändern sich, wir werden in Zukunft stetig lernen und das Lernen organisieren.“

Dies fordere die grundlegende Bereitschaft zur Aus- und Weiterbildung. Darauf müssten sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ebenso wie rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einstellen. Auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer betont: „Für mich ist das Jahrhundert der Digitalisierung auch das Jahrhundert der Weiterbildung! Alle mitnehmen auf diesem Weg heißt: Alle, die jetzt in Beruf und Arbeit sind, dauerhaft im Veränderungsprozess zu halten und ihnen zugleich Sicherheit zu geben.“

Digitalisierung und Kulturwandel

Claudia Aßelmeyer, Head of HR Marketing bei der SCHOTT AG, erläutert die Initiativen der SCHOTT AG: Sie zielen darauf ab, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Veränderungsprozessen mitzunehmen, weiterzubilden und ihre Kompetenzen zu erweitern. Dies betreffe digitale Grund- kompetenzen. Das gelte aber auch für den kulturellen Wandel, der digitales Arbeiten im Unternehmen auslöst. Denn genau diesen Wandel hin zu eigenständigem Arbeiten, Leadership und Zusammenarbeit sowie lebenslangem Lernen beobachte sie bei der SCHOTT AG. Kompetenzerwerb hält auch Heidrun Schulz für den Schlüssel zur neuen Arbeitswelt:

„Wir müssen das Lernen erlernen.“

Dabei zu unterstützen, sei auch die Rolle der Bundesagentur für Arbeit. Denn der Weg, den die SCHOTT AG mit ihrer Belegschaft beschreiten will, steht auch der Bundesagentur als Dienstleister bevor: Übergangsmanagement sei gefragt, um den Wandel zu einer digitalisierten
Arbeitswelt für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu gestalten. So sei es zwar möglich, dass in zehn Jahren weniger Lastkraftwagenfahrer benötigt würden. Bis dahin müssten aber noch viele von ihnen fahren und auch ausgebildet werden. Für veränderte Anforderungen müssten sie rechtzeitig qualifziert werden. Das System der Dualen Ausbildung sei eine hervorragende Voraussetzung, um auch beim Thema Weiterbildung von Berufserfahrenen zu greifen.

Die Landesregierung habe die Erfordernisse für digitale Kompetenzen in Bildung, Aus- und Weiterbildung auf ihrer Agenda. Dies bekräftigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie verwies auf das gerade von der Landesregierung verabschiedete Programm zur digitalen Bildung in der Primarstufe, das an den seit vielen Jahren erfolgreichen Medienkompass anknüpft. Mit dem Programm Medienkompetenz macht Schule sei Rheinland-Pfalz im Vergleich der Bundesländer führend.

Bedarf an Fachkräften bleibt bestehen

Häufg werde übersehen, so Heidrun Schulz, dass die Digitalisierung unsere Arbeitswelt schon jetzt stark verändert habe und die Unternehmen dennoch gut positioniert seien. Schon ungefähr die Hälfte der Unternehmen mache sich neue Technologien zunutze. Das führt dazu, dass Fachkräfte der MINT-Berufe gesucht und schwer zu fnden sind. Für SCHOTT als Fertigungsbetrieb sei es nicht einfach, so Aßelmeyer, kompetente IT-Fachkräfte zu bekommen. Sie erkenne gerade in dieser Branche eine
große Konkurrenz der Unternehmen.

Die Gewinnung von Fachkräften werde immer schwieriger und stehe exemplarisch für eine große Herausforderung der SCHOTT AG. Um sich als Arbeitgeber zu proflieren, konzentriere sich die SCHOTT AG auf zwei Aspekte: Sie lege großen Wert auf ein positives Arbeitgeberimage und kommuniziere dies nach außen deutlich. Gleichzeitig verstärke SCHOTT sein Profl als besonderer Arbeitgeber durch attraktive Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle. Unterschiedliche Arbeitnehmergenerationen haben unterschiedliche Ansprüche an die Gestaltung der Arbeit: Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei so vielfältig wie die Belegschaft selbst, weiß Aßelmeyer. Für sie steht deshalb „im digitalen Wandel ganz klar der Mensch im Mittelpunkt, für dessen Nutzen wir die Digitalisierung gestalten“.

„Digitalisierung ist ein Kraftakt, für uns, aber gerade auch für kleinere
Unternehmen.“

Unterstützung biete die Landesregierung vor allem kleinen und mittleren Unternehmen, damit sie die Veränderungen in der Arbeitswelt mitgehen können, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Unter Leitung des Arbeits- ministeriums Rheinland-Pfalz entstehe gerade der „Masterplan Zukunft der Arbeit“. Daran sind alle Arbeitsmarktpartner beteiligt. Er greift die Temen auf, die für Organisation und Qualität der Arbeit der Zukunft stehen: Flexibilität in Arbeitszeit und -ort, Mitbestimmung, Weiterbildung, Zusammenarbeit im Unternehmen und betriebliches Gesundheits-management.