ZIRP um 8: Innovationsmanagement 4.0

Im digitalen Zeitalter werden Innovationszyklen kürzer, innovative Ideen im Verbund mit digitalen Lösungen entscheiden im Wettbewerb. Für Unternehmen ist vor diesem Hintergrund ein effektives Innovationsmanagement unerlässlich. Was Unternehmen dafür brauchen und neue, innovative Geschäftsmodelle entwickeln, die sich an den Bedürfnissen des Kunden orientieren, diskutierten Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bei der Veranstaltung „ZIRP um 8 – Innovationsmanagement 4.0“. Dazu hatten die ZIRP und das Institut für Management und Innovation (IMI) in die Hochschule Ludwigshafen eingeladen.

„Durch disruptive Veränderungen, Digitalisierung und immer dynamischere Märkte sind Betriebe auch im Bereich Innovation vor neue Herausforderungen gestellt“, so Professor Völker, Geschäftsführender Leiter des IMI. Dazu zählt er nicht nur den Umgang mit neuen Technologien, sondern weitere Faktoren, die das Innovationsmanagement im Unternehmen direkt betreffen:

  • Unternehmen sollten verstärkt in Geschäftsmodellen anstatt in Produkten und Dienstleistungen denken.
  • Die Unternehmensumwelt mit den entsprechenden Partnern gewinnt als „Innovations-Ökosystem“ an Bedeutung.
  • Agile Methoden finden zunehmend Einzug.
  • Eine Unternehmenskultur, in der Innovation gefördert und gelebt wird, bildet einen zentralen Dreh- und Angelpunkt für erfolgreiches Innovationsmanagement.

„Innovationsprozesse müssen verstärkt flexiblen und agilen Methoden folgen“, ist sich Völker sicher. Er zeichnet ein „House of Innovation“ nach, das auf einer offenen, kreativitätsfördernden und fehlertoleranten Innovationskultur beruht. Sie ist Dreh- und Angelpunkt der Innovationsbemühungen und bildet den Rahmen für Innovationsmanagement 4.0 im Sinne einer weiteren Entwicklungsstufe.

Ein neues, innovatives Geschäftsmodell bedarf nicht unbedingt neuer Technologien, sondern vor allem innovativer Ideen. Als Beispiele nennt Professor Völker das Unternehmen Schindler, die ein Leasing-Modell für Aufzüge (abhängig von kg/m) bietet oder das Unternehmen Blacksocks als Abonnementmodell.

Karin Maar, Referentin Innovation und Technik bei der Pfalzwerke AG, zeigt, dass ein Mix aus internen Netzwerken, Pilotprojekten und Impulsen von externen Partnern Innovation im Unternehmen vorantreibt. „Wichtig ist, dass die Prozesse und Maßnahmen zu den Werten des Unternehmens passen. Eine innovative Unternehmenskultur kann dabei nicht von heute auf morgen implementiert werden. Sie wächst mit den einzelnen Projekten Schritt für Schritt.“

Ein konzernweites Innovations-Netzwerk mit Vertretern aus Fachbereichen und Konzerntöchtern bildet bei der Pfalzwerke AG die institutionalisierte Plattform, um Ideen wirtschaftlich in neue Produkte, Dienstleistungen und Verfahren umzusetzen. Mit Hilfe des Technologieradars werden Themen bereichsübergreifend identifiziert und analysiert.
In Verbunds- und Pilotprojekten, wie zum Beispiel dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Designnetz, werden Blaupausen für die Energiewende geschaffen. Die Einrichtung des DT:HUB Kaiserlautern Mitte Februar 2018 sei eine strategische Fokussierung auf die Weiterentwicklung bestehender und die Entwicklung neuer Geschäftsfelder, so Maar. „Wir wollen in einem inspirierenden und kreativen Umfeld die Entwicklung von Ideen ermöglichen! Für beide Seiten entsteht so eine Win-Win-Situation: Die Pfalzwerke erschließen sich neue Geschäftsfelder und Beteiligungen, während die Start-ups Zugang zu Ressourcen erhalten.“

„Die passenden Prozesse für das eigene Unternehmen zu finden und umzusetzen ist entscheidend für ein erfolgreiches Innovationsmanagement.“ sagte Stefan Lacher, Head of Sponsorship Innovations der SAP. Dafür müsse man etablierte Wege verlassen. „Heterogene Teams entlang der Wertschöpfungskette“, so Lacher, „können so ganz neue Innovationspotenziale heben.“ Als Methodik empfiehlt Lacher „Design Thinking“. In jedem Bereich sollten dabei idealerweise Personen als Design-Thinking-Coaches ausgebildet sein.

Innovationen sollten vorrangig vom Kunden her gedacht und die Kundenzufriedenheit im Mittelpunkt stehen. Es gehe aber auch um die Business Model Innovation und damit um die Frage, wie Geld verdient werden kann.
In einem Business Modell Workshop müssten deshalb drei Punkte beachtet werden:

  • Was will der Kunde?
  • Was kann mein Produkt bereits?
  • Wie kann ich mein Produkt anpassen?

Im User-Story-Mapping sollte man sich dann fragen, was mache ich für wen und vor allem: warum? Das Warum sei das Kriterium, das einen Mehrwert generiert. Letztlich gehe es darum, eine spannende Idee zu finden, die möglichst viele Kunden einbinde. Aus der Schnittmenge zwischen technischer Machbarkeit, finanzieller Tragbarkeit und den Wünschen des Kunden entstehen so Produkt und Geschäftsmodelle.

Die Experten waren sich einig, dass trotz verallgemeinerbarer Erfolgsfaktoren – wie etwa einer innovationsfreundlichen Unternehmenskultur und der Offenheit gegenüber neuen Methoden –pauschale Empfehlungen nicht möglich sind. Innovationsprozesse, so der Tenor, müssen zum Unternehmen passen. Das Management muss Innovation wollen und dies glaubhaft zeigen. Nur so entstehen Strukturen und eine Atmosphäre, die nachhaltige Innovation befördern.