Mehr Transparenz durch Digitalisierung des Haushalts

Ein typischer doppischer Haushaltsplan einer Kommunalverwaltung umfasst mit Anlagen oft mehr als 250 DIN A4 Seiten. Der Umfang der Haushaltspläne resultiert aus Vorschriften der Gemeindeordnung und der Gemeindehaushaltsverordnung. Diese sind von den Kommunen bei der Aufstellung ihres Haushaltsplanes zu beachten, um den gesetzlich verankerten Informationsgehalt sicher zu stellen. Mit dem damit verbundenen Umfang des Dokuments schwindet jedoch die Zugänglichkeit, da sich bei Ratsmitgliedern und Bürgern das Gefühl mit Informationen „erschlagen“ zu werden einstellen kann.

Viele Kommunen suchen nach einem geeigneten Weg, den Haushalt der Gemeinde möglichst transparent und verständlich ins Netz zu stellen. Die Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen hat eine kostenlose und einfach umzusetzende Lösung gefunden. Und zwar, ohne 250 Seiten Papier ins Netz zu stellen. Der Büroleiter der Gemeinde, Nico Alexander Heinz, erläutert das Vorgehen.


Ein typischer doppischer Haushaltsplan einer Kommunalverwaltung umfasst mit Anlagen oft mehr als 250 DIN A4 Seiten. Der Umfang der Haushaltspläne resultiert aus Vorschriften der Gemeindeordnung und der Gemeindehaushaltsverordnung. Diese sind von den Kommunen bei der Aufstellung ihres Haushaltsplanes zu beachten, um den gesetzlich verankerten Informationsgehalt sicher zu stellen. Mit dem damit verbundenen Umfang des Dokuments schwindet jedoch die Zugänglichkeit, da sich bei Ratsmitgliedern und Bürgern das Gefühl mit Informationen „erschlagen“ zu werden einstellen kann.

Für Bürger, die z.B. die daran interessiert sind zu erfahren, wieviel Mittel in die Unterhaltung des örtlichen Freibades fließen, ist blättern und suchen im Haushaltsplan unumgänglich. Vor Beginn der Recherche ist in manchen Kommunen zusätzlich ein Vor-Ort-Termin am Verwaltungssitz erforderlich, um zunächst Einsicht in den Haushaltsplan zu erhalten.

Durch die fortschreitende Digitalisierung und die Verwirklichung des Transparenzgedankens gehen jedoch immer mehr Kommunalverwaltungen dazu über, ihre Haushaltspläne im Internet zu veröffentlichen. Eine schnell zu realisierende Lösung besteht darin, den Haushaltsplan als digitales Dokument z.B. als PDF-Datei auf der Internetseite der Kommune bereit zu stellen. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass das Dokument direkt aus der Haushaltssoftware oder über einen virtuellen PDF-Drucker erstellt wird. Wird ein auf Papier gedruckter Haushaltsplan gescannt, kommt es zu erheblichen Qualitätsverlusten bei der Darstellung und das Durchsuchen des Dokuments anhand von Stichworten funktioniert nicht oder unzuverlässig.

Bei diesem Vorgehen wird jedoch lediglich das bisherige Medium „Papierseite“ auf elektronischen Geräten dargestellt. Zwar wird Bürgern mit PC, Tablet oder Smartphone somit der Zugang zu den Haushaltsdaten ermöglicht, die Zugänglichkeit im Sinne einer komfortablen und flexiblen Nutzung der Daten ist hierbei jedoch stark eingeschränkt. Die Daten in dem Haushaltsplan einer PDF-Datei können beispielsweise nicht sortiert, gefiltert oder in individuellen Listen ausgegeben werden. Zudem kann die Darstellung nicht an den Eigenschaften von verschiedenen Anzeigegeräten (u.a. Bildschirmgröße, Format, Schriftgröße) angepasst werden. Auch die Möglichkeit einer Sprachausgabe der Haushaltsdaten für sehbehinderte Menschen ist nicht gegeben. Zudem ist das Navigieren auf „umblättern“ der Seiten begrenzt und es gibt keine Möglichkeit durch Links in bestimmte Themenbereiche zu navigieren. Aufgrund den dargestellten starken Nutzungseinschränkungen kann das Scannen von Haushaltspänen als PDF-Datei auch als Scheindigitalisierung bezeichnet werden.

Es gibt Alternativen

Neben kommerziellen Anbietern zur Veröffentlichung von Haushaltsdaten im Internet hat sich vor allem die Plattform www.openspending.org der Institution Open Knowledge International (https://okfn.org) etabliert. Über die gemeinnützige Plattform können öffentliche Einrichtungen ihre Haushaltsdaten einstellen, grafisch aufbereiten und das Ergebnis in eine eigene Internetseite einbinden. Neben einer für Computer, Tablets und Smartphones optimierten Visualisierung und Navigation können die Nutzer die Haushaltsdaten in einem offenen Tabellenformat herunterladen und diese durchsuchen, filtern, strukturieren oder in weitere Anwendungen importieren.

Der folgende Leitfaden erläutert die Veröffentlichung von Haushaltsdaten auf www.openspending.org mit anschließender Einbindung einer visuellen Darstellung der Haushaltsdaten auf eine Internetseite.

Die Haushaltsdaten müssen in einer Excel- oder csv-Datei mit folgender Tabellenstruktur aus der Haushaltssoftware exportiert bzw. aufbereitet werden und sollten mindestens folgende Datensätze beinhalten:

Haushaltsjahr       Ansatz       Produkt                  Konto                           Fachbereich               


2017                        5000          Grundschule A         Versicherungen           Bürgerservice


2001                        2000          Grundschule B         Büromaterial                Bürgerservice


2017                        6000          Gremien                    Sitzungsgeld                Zentraler Service

Mit einem Datensatz in Form der obigen Tabelle ist eine Strukturierung der Haushaltsdaten auf den Ebenen Fachbereich, Produkt/Leistung und Konto möglich. Durch entsprechende Spalten können weitere Strukturierungs- oder Filtermerkmale hinzugefügt werden. Es wird empfohlen bei der Erstkonfiguration nur die Haushaltsansätze der Aufwandskonten einzustellen. In einer späteren Erweiterung kann der Datensatz um Felder zur Kategorisierung in Aufwand, Ertrag, Ansatz 2017, Ergebnis 2016 usw. ergänzt werden. Nach dem Öffnen der Webseite next.openspending.org kann die Excel- bzw. csv-Datei mit den vorbereiteten Haushaltsdaten über den Button (upload your data) hochgeladen werden. Die Validität der Daten wird vom System automatisch geprüft.

Nach erfolgreicher Prüfung können die Spalten der Tabelle entsprechend deren Inhalt bestimmten Datentypen des Portals zugeordnet werden. Bei der Beispieltabelle sollte folgende Zuordnung bei „DataType“ vorgenommen werden:

Haushaltsjahr Fiscal year (date ❯ fiscal-year)
Fachbereich Description Name (administrative-classification ❯ generic ❯ level1 ❯ description)
Produkt Description Name (administrative-classification ❯ generic ❯ level2 ❯ description)
Konto Description Name (administrative-classification ❯ generic ❯ level3 ❯ description)
Ansatz Amount (value) und die Currency (=Währung) €, sowie der Faktor 1, und für Ausgabeansätze „expediture“

Ist die Zuordnung der Datentypen zu den Spalten abgeschlossen, wird der Datensatz durch Klicken auf den Button (continue) für die Veröffentlichung aufbereitet. In der folgenden Eingabemaske kann der Datensatz mit ergänzenden Metadaten versehen werden: Bezeichnung, Beschreibung, Kontinent, Land, Stadt und Periode der Haushaltsdaten.
Die Haushaltsdaten sind nun in einer maschinenlesbaren Tabelle aufbereitet und können in verschiedenen Varianten visualisiert werden. Beispielsweise können die Haushaltsdaten in rechteckigen Blöcken auf Ebene der Fachbereiche zusammengefasst dargestellt werden. Die Fläche der Blöcke entspricht dabei dem Haushaltsvolumen der Gliederungsebene (z.B. Fachbereich Bürgerservice, Fachbereich Zentraler Service, usw.). Durch Klick auf eine Ebene können die Ansätze auf der nächst tieferen Gliederungsebene angesehen werden. Im obigen Beispiel sind dies die Produkte des Fachbereichs (z.B. Grundschule A, Grundschule B). Durch Klicken auf ein Produkt wird der Haushaltsplan auf Ebene der Konten dargestellt.
Durch Klicken auf das Symbol in der Kopfzeile der Visualisierung öffnet sich ein Menü, in dem ein Link zu der erstellten Visualisierung enthalten ist sowie ein Programmcode, mit dem die Visualisierung in eine bestehende Internetseite eingebunden werden kann. Als Beispiel können Sie unter folgendem Link den Haushaltsplan der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen einsehen, der entsprechend diesem Leitfaden konfiguriert ist: http://smartrathaus.de/?page_id=561